Er quält sich so sehr.
Er läuft kilometerweit. Unter der Bettdecke strampeln unruhig die Beine.
Seine Hände liegen zu festen Fäusten geballt auf der Brust.
Es klopft an der Zimmertür. Herein kommt die Klinikseelsorgerin.
Ruckartig setzt er sich auf und sagt mit lauter Stimme: “Wir haben Besuch!”
Dann sinkt er wieder ermattet zurück auf das Kopfkissen.
Er atmet schwer, hustet, räuspert sich und versucht so den lästigen Schleim loszuwerden, der ihm im Rachen hängt.
Er richtet sich wieder auf. Sein Blick aus weitaufgerissenen, fast hervortretenden, glasigen Augen. Mit ihnen eilt er durch den Raum. “Und was machen wir jetzt?”, fragt er.
Zum wiederholten Mal blickt er auf seine Armbanduhr als hätte er noch etwas vor und dürfe es nicht vergessen.
Er sucht die Mutter seiner Kinder. Als er sie gefunden hat, sagt er traurig: “Ich sterbe, nicht wahr?”
“Ja… Du musst nur loslassen.”
Es treibt einem Tränen in die Augen. Mutter und Tochter schlucken, haben Tränen in den Augen. Auch er weint. Ihn so zu sehen bricht einem das Herz.
Nach und nach verlassen Tochter und ihre Mutter den Vater. Sie hoffen die Nacht wird für die Mutter nicht ganz so schwer wie die vergangene.
Sie wurde wieder genau so schwer.
Der Arzt spricht ein Machtwort. Das Bett für die Ehefrau müsse abgebaut werden, sonst habe er bald zwei Patienten zu betreuen. Er schickte sie nach Hause. Dort solle sie sich erst einmal ausruhen, etwas schlafen. An diesem Tag wolle er sie nicht mehr im Krankenhaus sehen. Die Nächte solle sie ab nun nicht mehr im Krankenhaus schlafen.
Es brauchte in der Nacht zwei Pfleger um ihn zu bändigen.
Am nächsten Tag war er immer noch so unruhig. Als seine Frau kam, ihn zu besuchen war es um ihre Contenace geschehen. Sie brach in Tränen aus und weinte bitterlich.
Sterben ist oft schwer. Für den Sterbenden. Für die Angehörigen.
Unser Umgang mit dem Sterben