Freitag fand bei uns im Gerhard Tersteegen Haus ein Konzert mit Klavier und einem Tenor statt. Eigentlich sollte auch eine Sopranistin mit dabei sein. Doch sie lag mit einer dicken Grippe zu Hause im Bett.
So musste Hr. Schiffer, Tenor, allein mit seiner Kollegin Fr. ?, die ihn am Klavier begleitete, singen.
Er machte eine kurze Ansprache an die Zuhörer und bat um tatkräftige Unterstützung. Mitsingen sei erwünscht!
Das klappte auch ohne Texthefte, da die Senioren viele Lieder auswendig können. Da die meisten von ihnen schlecht sehen können, nutzen die Texthefte ihnen eh nicht.
Bevor das Konzert begann, wurden Blätter verteilt, auf denen die Lieder standen, die gesungen werden sollten.
Musik ist bei den Senioren immer sehr beliebt. Selber singen ebenfalls. Daher sind solche Angebote immer sehr gern gesehen.
Herr D. war früher bei der Deutschen Bundesbahn als Techniker tätig. Er war noch Beamter.
Früher waren die Angestellten der Deutschen Bahn verbeamtet. Seitdem die Bahn in privaten Händen ist, werden Bahnangestellte nicht mehr verbeamtet.
Er war dafür zuständig, die Wagen der British Railways abzunehmen bevor sie das bundesdeutsche Netz befuhren. Das bedeutet, die Maße der Wagen mussten so sein, dass sie in bundesdeutschen Bahnhöfen einfahren konnten, ohne sie zu beschädigen.
Außerdem musste er den Zug warten, der wichtige Politiker in Krisenzeiten in Schutzbunker fahren konnte.
Desweiteren hatte er stets 5 – 6 junge Leute, die er zur Arbeit bei der Deutschen Bahn ausbildete.
In seiner Freizeit widmete er sich mit Haut und Haar der Musik. Er ist sehr musikalisch und spielte mehrere Instrumente – Klarinette, Saxophon, Querflöte. Er spielte in mehreren Ensembles, auf Festen, zu Hochzeiten, zu Geburtstagen. Mit der Zeit wurde es bekannt, dass Herr D. mit seiner Musik wunderbar zum Gelingen großer Feierlichkeiten beitrug.
Es war ein sehr lebendiges, abwechslungsreiches Leben.
Silvester wird im Gerhard Tersteegen Haus nicht großartig gefeiert. Aber nette Kleinigkeiten stimmen die Bewohner auf den Jahreswechsel ein.
Nachmittags fuhr der rollende Silvester-Wagen mit Damen vom Sozialdienst über die Gänge der einzelnen Wohnbereiche. Sie schoben einen Servierwagen, bepackt mit einem Ghetto-Blaster mit schmissiger Party-Musik, mit Luftschlangen und Tischfeuerwerk, mit Sekt, Saft und Likören und verbreiteten gute Laune.
Abends wurden wir von der Hauswirtschaft überrascht mit leckeren Extras. Es gab gefüllte Eier, Spargel eingerollt in Kochschinken, leckere, würzige, kleine Party-Frikadellen. Dazu natürlich das normale Abendbrot-Programm: verschiedene Brotsorten, verschiedene Käsesorten und verschieden Aufschnitt.
Irgendwann gab ich mein Smartphone Herrn Regels und er machte weitere Bilder für mich. Leider sind sie nicht für die Öffentlichkeit geeignet. Denn ich möchte die Menschen nicht ungefragt in der digitalen Welt, die nichts vergisst, zeigen. Sie sind eher geeignet ausgedruckt zu werden und den einzelnen Personen zu schenken.
2 Bilder darf ich euch jedoch zeigen.
Frau Junglas, Klavier und Herr Krücker, Klarinette
Freitag und Samstag fanden 2 weihnachtliche Gesangskonzerte statt. Am Freitag waren es drei Frauen, Samstag dann der Männer-Gesang-Verein Forstwald.
Das war schon ein großer Unterschied zum Konzert vorgestern. Alles war gewaltiger. Die Anzahl der Sänger war größer. Dadurch war das Klangerlebnis, die Lautstärke gewaltiger. Die Stimmen der Männer füllten locker den ganzen Saal. Das Konzert vorgestern fand in der Kapelle statt. Gestern waren auch viel mehr Zuhörer da, so dass das Konzert im großen Speisesaal statt fand.
Ich hoffe, die Bilder geben trotz Unschärfe und Verpixelung einen Eindruck wieder, wie es war.
Am Ende des Konzerts durften wir Zuhörer 3 Weihnachtslieder mitsingen. Die Texte dazu wurden ausgegeben.
So endete ein sehr schönes Konzert mit glücklichen Bewohnern. Und hoffentlich auch zufriedenen Sängern des MGV Forstwald.
Am Freitagnachmittag fand ein festliches Adventskonzert statt. 3 Damen (2 Sopranstimmen und eine Mezzosopranstimme) sangen solistisch, als Duett oder Terzett weihnachtliche Lieder. Frau Storz (Sopran) trat schon mehrmals im Gerhard Tersteegen Haus auf. Frau Bachus (Sopran) und Frau Schaus (Mezzosopran) waren zum ersten Mal hier. Sie sangen sehr schön und sauber.
Immer wieder wurden die Bewohner aufgefordert einige sehr bekannte Weihnachtslieder mit zu singen.
Begleitet wurden sämtliche Lieder von Herrn Stuers am Klavier.
Da immer wieder gewechselt wurde zwischen Konzertierenden und Bewohnern blieb das Konzert sehr abwechslungsreich.
Überhaupt war das Konzert sehr schön. Viel schöner als in den Jahren davor. Frau Storz hat in der Auswahl ihrer Mitsingenden ein gutes Händchen bewiesen.
Ich höre gerne Podcasts. Der Podcast von den Sonntagsfragen mit Gisela Steinhauer auf WDR2 gehört dazu. Hier lädt sie Gäste ein und spricht mit ihnen mal über nachdenkliches mal über humorvolles und geht den Dingen auf den Grund.
Heute sprach sie mit der Musikerin und Musikpädagogin Bea Nyga, über ihren Beruf und darüber wie es war, als sie mit Anfang 50 die Diagnose Multiple Sklerose bekam. Wie wirkt sich das auf ihren Alltag und ihren Beruf aus, fragt Steinhauer.
In gut 20 Minuten erfährt man so einiges über Multiple Sklerose und über die Sängerin. Das ist sicherlich nicht nur für MS’ler interessant. 😉
Heute kommen die Kinder vom Kindergarten Arche Noah wieder mit ihren Erziehern zu uns ins GTH. Sie werden uns stolz ihre Fackeln präsentieren und Martinslieder singen. Es macht immer viel Spaß, zu sehen mit welchem Feuereifer sie auftreten. Immer wenn Alt und Jung aufeinander treffen, ist das für beide Seiten sehr schön!
Abschied nehmen, das tut der Mensch eigentlich sein ganzes Leben lang. Mit der Geburt nehmen wir Abschied von unserer wohlig, warmen Umgebung all-inclusive in Mamas Bauch.
Wenn das Kind in den Kindergarten kommt, nimmt es zeitweise Abschied vom behüteten, beschützten Elternhaus/-wohnung.
Kommt es in die Schule, nimmt es Abschied vom bekannten Kindergarten und den bekannten Spielkameraden.
Aus Grundschule wird weiterführende Schule.
Aus weiterführender Schule wird Lehrstelle/Berufsschule oder Fachhochschule oder Universität.
Dann verlässt man die Schulen und kommt zu einer beruflichen Anstellung oder Selbstständigkeit.
Ein Lebensweg nimmt diesen Verlauf im günstigsten Fall. Immer wieder sind die einzelnen Stationen mit Abschieden von Menschen, Umgebungen, liebgewonnenen Dingen und Routinen verbunden.
Bei der Multiple Sklerose ist es aber so, dass die natürliche Abfolge von Lebensstufen durcheinander gerät. Man erlebt Abschiede, die eigentlich längst noch nicht dran sind. Das ist manchmal sehr schwer zu verdauen.
So bekam ich im Alter von 35 schon meine erste Rente. Erst einmal befristet auf 2 Jahre. Man glaubt es kaum, aber der Glaube an die Wissenschaft war so groß, dass man es für möglich hielt, dass man mich in dieser Zeit von der Multiple Sklerose heilen könnte.
Tja, was soll ich sagen: 2 Jahre später war die MS immer noch da. <– Schwarzer Humor, hr, hr, hr! 😈
Nicht nur, dass sie noch da war, sie nahm auch immer mehr Fahrt auf. Die Rente wurde unbefristet verlängert.
Nach und nach nahm sie mir immer mehr.
Ich konnte nicht mehr hören auf einem Ohr.
Ich konnte nicht mehr lesen, denn die Buchstaben verschwammen oder entwickelten ein Eigenleben und liefen einfach weg.
Ich konnte nicht mehr schreiben.
~~~~~
Lesen geht jetzt wieder auf dem E-Reader, weil ich da die Buchstaben schön groß machen kann. Schreiben geht zumindest am PC!
~~~~~
Ich konnte nicht mehr Autofahren.
Ich konnte nicht mehr als Apothekerin arbeiten,
Ich konnte kein Karate mehr betreiben.
Ich konnte nicht mehr laufen.
~~~~~
Ich konnte nicht mehr selbstständig leben und musste in ein Pflegeheim ziehen.
~~~~~
Ich konnte nicht mehr Waldhorn blasen.
Ich habe das Horn verkauft.
~~~~~
Ich konnte meine Querflöte nicht mehr spielen.
Und jetzt habe ich am Samstag meine Flöte verschenkt.
Allerdings fand ich immer, dass Instrumente gespielt werden sollen. Sie nutzen niemandem, wenn sie ein schweigsames Schubladendasein fristen. Das Horn habe ich damals noch verkauft.
Aber meine Flöte habe ich einem sehr lieben Menschen geschenkt. Ich brachte ihr damals das Querflötenspiel bei. Sie ist eine der ganz wenigen Bekannten, die unseren Kontakt aufrecht erhält. Sie ruft an. Sie schreibt. Sie schickt mir ab und zu ein Päckchen. Wenn sie ihre Eltern in Krefeld besucht, hat sie auch immer Zeit, kurz bei mir rein zu schauen. (Sie wohnt selber mit Mann und Tochter in Süddeutschland.) Wenn meine Querflöte bei irgendjemandem gut aufgehoben ist, dann bei ihr. Sie spielt immer noch Flöte bei verschiedenen Anlässen. Bei ihr lebt die Flöte weiter! Das macht diesen Abschied für mich leichter!
Freitagnachmittag sollte ein Konzert mit herbstlichen Melodien stattfinden. Eigentlich waren eine Sopranistin, eine Mezzosopranistin und ein Pianist angesagt, wie man dem Programm entnehmen kann.
Doch die momentane Krankheitswelle macht auch vor Sängern nicht halt. Es fehlte Frau Storz, die Sopranistin.
Daher sang Frau Schaus alleine, begleitet vom Klavier und bei manchen Liedern auch begleitet vom Publikum. Immer wieder bin ich fasziniert davon, dass viele Bewohner die Lieder auswendig kennen, viele Strophen.
Es wurde eine sehr schöne Veranstaltung. Sie wurde auch immer wieder durch kleine Anekdoten aufgelockert, die Frau Schaus vortrug. Zum Beispiel:
Ein Bub sitzt mit seinem Vater im Biergarten und fragt: „Papa, wie merkt man eigentlich, dass man betrunken ist?“
Vater: „Siehst du die beiden Männer da drüben am anderen Tisch? Wenn du vier siehst, dann bist du betrunken.“