Danke für die Karte

Heute erreichte mich eine sehr schöne (selbstgemachte?) Karte. Frühlingsgrüße aus Hamburg! Vielen Dank, liebe Ute!
Sie erreichte mich genau zum richtigen Zeitpunkt.

Ich hatte nämlich Stress mit einer Nachbarin, die laute Musik bei geöffneter Tür hörte.

Als ich darum bat, entweder die Musik leiser zu machen oder aber ihre Zimmertür zu schließen, weigerte sie sich egal was zu tun. Unterstützung bekam sie von einem weiteren Nachbarn. Als ich nämlich die Tür dann schließen wollte, stemmte er sich mit ganzer Kraft dagegen.

“Die Tür bleibt offen!!!”, herrschte er mich an.

“Das hat die schon mal gemacht!”, klagte die Nachbarin ihr Leid.

“Dafür gibt es doch Türen! Damit man die anderen nicht stört!!!”, brüllte ich wütend.

Zwei gegen eine ist unfair! Also fuhr ich zum Pflegestützpunkt, um beim Wohnbereichsleiter mein Leid zu klagen. Doch von ihm fühlte ich mich überhaupt nicht ernst genommen.

Mittlerweile war ich so in Rage, dass ich alles in den falschen Hals bekam.

Dann platzte mir echt der Kragen!!!

Die Vorstellung noch Jahrzehnte hier bleiben zu müssen fand ich absolut gräßlich!!!

Ich war ein richtiges kleines Rumpelstilzchen und absolut nicht mehr in der Lage, reflektiert zu handeln.

Konzert mit dem “Herrensalon” Jan. 2020

Gestern gab die Gruppe  „Herrensalon“ aus Moers  ein Konzert bei uns im Gerhard Tersteegen Haus. Das sind 4 junge Musiker, die Evergreens, Schlager, Pop-, Rockmusik und Gassenhauer spielen.

Frau Faust hatte diese Musiker engaiert, um eher die Vorlieben der jüngeren Heimbewohner zu bedienen. Doch auch die anderen Heimbewohner hatten ihre Freude an der Musik. Die / Der ein oder andere wurde sogar zum Tanz angeregt.

Mir war die Musik leider viel zu laut!😣 Daher verließ ich den Saal wieder schnell. Angeblich müssen sie so laut sein, da sie sich nach der Lautstärke des Schlagzeugs richten müssen. Na ja… Schade!

 

KOMM!!! KOMM!!!!!!

Ich dreh hier gleich am Rad!!! Mein Nachbar tut mir ja echt Leid. So ein Ende wünscht sich niemand!

Aber so einen Nachbarn auch nicht!!!

Seit Tagen und Nächten (!) krakeelt er wieder … und wieder … und wieder …

Dann auf einmal ist alles ruhig. Wie zum Beispiel heute Morgen. Ich ertappte mich dabei, zu denken .oO(Er wird doch nicht etwa… )

Plötzlich kam die Pflegerin ins Zimmer. Zeit, aufzustehen… Ich fragte sie: “Der Nachbar hat plötzlich aufgehört zu rufen. Ist alles OK mit ihm?”

“Er wird wohl schlafen… ” , meinte sie.

“Na toll! Jetzt schläft er und heute Nacht macht er mich wieder verrückt!”, sagte ich.

“Wenigstens ist er nicht mehr so laut”, meinte sie.

Wenn sie wüsste!!! Sie sollte mal eine Nacht hier verbringen müssen.

 

Ausraster

Die Situation mit dem dementen Nachbarn zehrt sehr an meinen Nerven. Daher brauchte es auch nicht viel (nämlich nur eine ausgefallene Physiotherapiestunde) um mich ausrasten zu lassen.

Ich wusste kaum wohin mit meinem Ärger, der sich mittlerweile angestaut hatte.

Wutentbrannt raste ich mit meinem E-Rolli durch den Eingangsbereich hinaus auf den Bürgersteig vor dem Heim.

Bereits im Eingangsbereich sah mich die Sozialpädagogin und sprach mich an: “Frau S., was ist los?” Aber ich fuhr einfach weg. Kurz danach hielt ich an, dachte nach und drehte um.

Das war gut so. Ich war hocherregt. Tränen liefen mir übers Gesicht. Wütend schluchzend brach es aus mir heraus. Ich erzählte ihr, dass mein Nachbar mir wortwörtlich den letzten Nerv raube mit seinem lautstarken Rufen. Es hindere mich am Nachtschlaf und tags am Fassen eines klaren Gedankens.

“Warum haben Sie nichts gesagt!”, fragte sie. “Ich kann nichts dagegen tun, wenn ich von nichts weiß. Bisher weiß ich nur von einer Bewohnerin auf WB1, dass sie sehr darunter leidet, dass der Bewohner einen WB höher ständig laut ruft.

“Ich habe Bescheid gesagt! Dem Pflegepersonal! Doch die meinten immer, er wäre doch eigentlich ganz lieb. Klar, wenn sie zu ihm ins Zimmer gehen, wird er ruhig. Es kümmert sich ja jemand um ihn!”, schluchzte ich verzweifelt.

“Jetzt weiß ich es ja. Ich kümmere mich darum”, sagte sie.

Sie wird das tun. Ihr glaube ich.

Dann kam noch Frau D., Hauswirtschaftsleitung, vorbei, sah mich total aufgelöst und bot Hilfe an.

Zuletzt kam Frau Sp., stellvertretende WB-Leitung meines WB, aus dem Aufzug und ich sprach sie direkt an, erzählte ihr von meiner Not. Sie versprach, sich darum zu kümmern, den Arzt anzurufen.

Endlich hatte ich das Gefühl, dass Aktionen in die richtige Richtung liefen. Es wird sich etwas ändern.

Ich fühlte mich wie ein Verräter – aber erleichtert. Ob der Erleichterung fühlte ich mich wieder wie ein Verräter.

Langweilig

Mein einer Nachbar ist schon echt ein bemitleidenswerter Mensch. Er liegt den ganzen Tag im Bett, ist arg von der Demenz gebeutelt, ist nur noch Haut und Knochen.

Er bekommt es kognitiv nicht mehr hin, die Pfleger mittels Druck auf die Klingel zu rufen. Er ruft. Laut und kräftig. Es ist mir in Rätsel, woher er die Kraft dafür nimmt.

Damit die Pfleger ihn hören, ist seine Tür ständig offen. Daher bekomme auch ich das alles mit.

Sein Rufen steigert sich. Er fängt an mit: “Hallo……… hallo…….. haaaallo!” Das versucht er eine ganze Weile.

Dann kommt die nächste Stufe: “Hilfe! … Hiiilfe!! … Hiiiiiilffeee!!! … HIIIIILFEEEEE!!!

Stufe 3 ist dann: “Muddi! … Muddi!!! … Hörst du mich denn nicht?!

Dann wandelt sich mein Ärger in Mitleid. Er tut mir echt Leid. Ach. Das ist richtig traurig. Dabei kümmert sich die Pflege intensiv um ihn. Aber es kann halt nicht rund um die Uhr jemand bei ihm sein.

Heute Nachmittag rief er dann irgendwann ganz laut und fordernd: “Muddi!!! Mir ist so langweilig!”

SO LAAAAANG-WEILIG!!!

Ach ja… nachts ruft er auch. Ich schlafe jetzt wieder mit Ohrstöpseln.

Muddi!

Nach der singenden, fluchenden Kölnerin (ich erzählte davon) habe ich seit einiger Zeit wieder einen stimmgewaltigen Nachbarn.

Auch er ist dement und bettlägerig. Auch bei ihm steht die Tür zum Flur immer offen. So kann das Personal besser merken, wenn er Hilfe benötigt. Er hat zwar auch eine Klingel, über die er die Schwestern / Pfleger rufen kann. Es wird ihm auch immer wieder erklärt, wie er sie nutzen kann. Doch schnell vergisst er das wieder.

Sein Weg ist es, durch lautes Rufen auf sich aufmerksam zu machen. Und zwar ruft er nicht “Schwester!” oder “Pfleger!”, sondern er ruft “Muddi!”, seine Mutter.

Am hellichten Tag stört mich das nicht so wahnsinnig. Es kommt auch immer relativ schnell einer vom Pflege-Personal und kann ihn beruhigen. Oder ich fliehe, verlasse mein Zimmer.

Anders ist das nachts. Mindestens ein Mal ruft er auch nachts, auch nach Mitternacht.

Es hat sich bei mir mittlerweile eingependelt, dass ich relativ spät schlafen gehe. Da wurde dann schon sein permanent laufender, recht lauter Fernseher abgeschaltet. Dann genieße ich die Ruhe!

Mitten in der Nacht schrecke ich aus dem Tiefschlaf auf. Eine donnernde Stimme ruft: “Muddi… MUddi… MUDDI!!! MUDDI!!! VERDAMMT NOCH MAL!!! WO BLEIBST DU DENN?!?”

Immer weiter ruft der Nachbar. Mal wird es etwas leiser, dann wieder lauter, dann ohrenbetäubend laut. Das Fluchen nimmt zu. Dann bricht die Stimme. Es gibt eine kurze Pause. Doch dann beginnen die Rufe wieder, etwas weniger laut.

Endlich höre ich das Klingeln eines Diensttelefons. Es kommt näher. Es ist die Nachtdienst-Pflegekraft. Da im Nachtdienst eine Pflegekraft für fast 40 Bewohner in insgesamt 2 Wohnbereichen zuständig ist, kann es durchaus schon einmal etwas länger dauern, bis die Pflegekraft beim klingelnden Bewohner ist. Wenn der Bewohner nur durch Rufen auf sich aufmerksam machen kann, muss die Nachtdienst-Pflegekraft zufällig in der Nähe des Rufenden sein.

Auf jeden Fall kam die Schwester. Sie konnte den Nachbarn beruhigen. Schnell schlief er wieder ein.

Irgendwann schlief auch ich wieder ein.

Schreien oder Rufen: Eine echte Herausforderung für Pflegende (und Mitbewohner!)