Großkampftag mit Speiseplan

Immer gegen Ende der Woche muss der neue Speisplan für die gewünschten Menüs 2 Wochen im Voraus ausgefüllt werden. Das passiert tischweise. Ich hätte nie gedacht, dass das für viele Bewohner zu kompliziert ist, das alleine zu machen. Doch es gibt nur sehr wenige Bewohnert, die das ohne Hilfe schaffen.

Aber klar, viele der Senioren haben mit dem Sehen Probleme. Grauer Star, eine altersbedingte Eintrübung der Linse, erschwert vielen Senioren das Sehen.

Zudem haben demente Senioren große Schwierigkeiten mit planvollem Handeln. Sie brauchen hier also ebenfalls Hilfe.

 

 

Da ich nun wieder zurück an meinem alten Tisch bin, übernehme ich wieder das Ausfüllen des Plans. Aber die Bewohnerzusammensetzung am Tisch hat sich im Laufe der Zeit stark geändert. Mittlerweile brauchen die anderen 4 Bewohner alle Hilfe. Es reicht nicht, den Plan 1x vorzulesen. Ich muss tatsächlich mit jedem einzeln sprechen. *seufz *

Frau 1 ist immer gehetzt – schnell da, schnell wenig essen und noch schneller wieder weg. Daher macht die Hauswirtschaftsangestellte den Plan mit ihr. Denn meist bin ich noch gar nicht unten bevor sie schon wieder weg ist.

Frau 2 ist sehr alt und dement. Sie lebt meistens in einer anderen fernen Welt. Je nach Tagsform ist sie gut, kaum oder gar nicht zu erreichen. Da ich sie aber schon jahrelang kenne, weiß ich was ich für sie ankreuzen soll, wenn sie mir keine Antworten gibt. Doch zuerst versuche ich, mit ihr Kontakt aufzunehmen, lese ihr alles vor und warte geduldig, ob sie vielleicht doch einen Wunsch äußert. Heute bekam ich oft die Antwort: “Weiß ich nicht…”, und sie sah mich mit leerem Blick an.

Frau 3 war heute auch nicht gut drauf. Sie las den Plan selber, sah dann etwas dass sie nicht mag und fing prompt an zu weinen. “Keine Pilze! … Keine Pilze! … Tu die Pilze weg!!!” Ich beschwichtigte sie und sagte: “Ja, das habe ich aufgeschrieben! Aber was wollen Sie denn essen? Die Pilze sind eh nur in der Vorsuppe…”
“Keine Pilze! … Keine Pilze! … Tu die Pilze weg!!!”, wiederholte sie schluchzend. Da nahm ich sie in den Arm und notierte Menü 2.

Zuletzt blieb noch Herr 4. Seine Aufmerksamkeit musste ich erst einmal einfangen. Er ist nicht dement. Er hat einen Hirntumor (glaube ich). Aber dadurch ist er kognitiv sehr eingeschränkt. Doch er kann sich ohne großes Zögern für ein Menü entscheiden. Aber ich muss seineAufmerksamkeit erst einmal einfangen.

Als wir unseren Plan dann fertig ausgefüllt hatten, war ich erst einmal ziemlich geschafft!

Jetzt hatte ich mir meinen Mittagsschlaf sehr verdient!

 

 

Ich bin stolz auf mich!

Das ist ja schon irgendwie ein großprotziger Titel. Aber warum soll man sein Licht unter den Scheffel stellen?

Gestern war der Großkampftag, vor dem ich so viel Bammel hatte. Doch alles lief wie am Schnürchen.

  1. 10:00 – 10:40 Uhr – 40 Minuten KG
    1 Treppe nach unten steigen (von der Anmeldung zum Geräteraum)
    5 Minuten Ergometer fahren
    Anschließend laufen am Rollator
    Kräftigung der Beinmuskulatur (Strecker und Beuger) am Gerät “Legextension and Curl”
    Gleichgewichtstraining auf der Wackelplatte
  2. 11:00 – 11:35 Uhr – Evangelischer Gottesdienst im Gerhard Tersteegen Haus; ich hielt die Lesung
  3. 12:00 – 12:30 Uhr – Mittagessen
  4. 13:00 – 13:45 Uhr – Ich werde im Aktiv-Rolli quer durch die Stadt zum Augenarzt geschoben.
  5. 14:00 Uhr – Augenarzt-Termin
  6. 14:30 Uhr – Ich werde zurück geschoben. Wir machen Halt beim Optiker, denn die Augenärztin meinte ich brauche eine neue Brille. Mit einer Gleitsichtbrille könne ich meine Sehstärke von jetzt 40 – 60 % auf 80 % verbessern.
  7. Besuch beim Optiker im Blauen Haus. Der liegt auf dem Heimweg. Hier werde ich sehr kompetent beraten. Ein Sehtest wird gemacht. Dabei traten wieder Doppelbilder auf. Daraufhin brach der Optiker den Test ab. Er meinte, dass zuerst abgeklärt werden müsse, ob der Grund für die Doppelbilder muskulär oder neurogen sei. Liegt ein muskulärer Grund vor, kann man das ausgleichen. Dann würde sogar die Krankenkasse die Kosten für die Brille übernehmen. Bei einem neurogenen Grund würde er keinen Sinn für eine Gleitsichtbrille sehen. Dann käme ich mit 2 Brillen, Lesebrille und Fernsichtbrille, so wie ich es ja seit Jahren mache, am besten zurecht.

Ich wollte nur noch nach Hause. Ich war fix und fertig. Das war alles zu viel!

Wenn ich da jetzt nach einem guten Abendbrot noch mal drüber nachdenke, ist mir klar, warum ich mit der ersten Gleitsichtbrille vor 6 Jahren nie vernünftig gucken konnte. Nach diversen MS-Schüben, die auf die Augen gingen, ist eine Gleitsichtbrille für mich wohl nichts. Schade.

Aber warum wusste die Augenärztin das nicht?!

Ach ja, und eine gewisse Eintrübung der Linse, beginnender Grauer Star, mache das scharfe Sehen auch nicht zu 100 % möglich. Wenigstens das hatte die Augenärztin auch schon gesagt.

Tja, der Lack ist halt ab mit 51.😉