Über den Mund fahren

Manchmal könnte ich schreien…

Sagen: „Nun lass sie doch mal!“

Aber sie gibt ihr gar keine Chance,

fährt ihr einfach über den Mund.

OK, sie ist eben schneller.

Sie holt sich ihre Kraft

indem sie sich um ihre Zimmergenossin (Y) „kümmert“

O-Ton: „Ohne mich käme sie gar nicht zurecht!“

Ihr Selbstwert wird für sie dadurch gesteigert, dass sie „hilft“.

Wo Y tatsächlich Hilfe braucht, ist räumliche Orientierung.

Beide Damen sind 90+ Jahre alt.

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Vielleicht bin ich mit meinen 55 Jahren einfach zu streng.

Nicht nur streng, auch unwissend, ignorant.

Das merkte ich, als ich mit einer Pflegerin über Demenz sprach.

Die Pfleger|innen sind sehr gut ausgebildet. Mit ihrem Fachwissen kann ich nicht mithalten. Zudem haben sie Berufserfahrung.

Veranstaltungen im Oktober 2022

Im Gerhard Tersteegen Haus in Krefeld

Gefühlschaos

Das ist ja nichts neues. Immer wieder habe ich Stimmungsschwankungen. Ich hadere mit mir und dem Gedankensalat in meinem löchrigen Hirn.

Ich sehe all das, was andere können und ich nicht. Schon allein wegen des Rollis komme ich nicht überall hin.

Die anderen sprinten die Treppen hoch und erwischen gerade noch den Zug der nur stündlich fährt.

Ich warte dann die ganze Stunde.

Ach ja, das war zu jüngeren Zeiten. Die Mittfünfziger sind oft auch nicht mehr so spritzig. Sie jagen auch nicht mehr so treppauf treppab.

Immer wieder bin ich so grantig wenn ich nicht mal eben kleine, kurze Notizen zur Erinnerung schreiben kann. Mittlerweile schreibe ich nur noch Druckschrift. Ich hatte mal eine so schöne Schrift.

Ich vergleiche viel zu oft heute mit früher.

Aber bei so einem Vergleich schneidet keiner gut ab.

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Das alles vor dem Doppelstrich schrieb ich vor 2 Tagen.

Dann hatte ich ganz lieben Besuch gestern. Meine Mutter war hier um mir mit der Post etc. zu helfen. Ich erzählte ihr von meinen grauen Gedanken.

„Ach…“ seufzte sie kummervoll: „Ich verstehe dich nur zu gut! Aber es bringt uns nicht weiter.“

So weit war ich ja auch schon gekommen.

Doch dann erzählte sie mir etwas neues. „Versuche mal nicht gegen die MS anzukämpfen sondern mach sie zu deiner Freundin. Gegen eine Freundin kämpfst du nicht. Im Gegenteil. Du versuchst ihr etwas Gutes zu tun. Das macht dein Leben leichter und nicht immer so anstrengend. Dann kannst du deine Kraft für anderes nutzen.“

.oO(Hm… stimmt… das wird nicht leicht sein… aber einen Versuch ist es wert. Ich kann nichts Gutes verlieren, nur Gutes gewinnen. So lets go for it! )

Veranstaltungen im September 2022

im Gerhard Tersteegen Haus

Und? … Wie haben Sie geschlafen?

1

Herr Ü ist regelmäßig der erste im Speisesaal morgens. Darauf ist er sehr stolz. Manchmal sitzt er die ersten Minuten im dunklen. Doch das ist ihm egal. Hauptsache pünktlich.

2

Frau Y kommt in den Speisesaal. Schwerfällig lässt sie sich auf einem der Stühle nieder. Immerhin ist sie zu Fuß hierher gekommen. Die Zugspitze ist lächerlich dagegen.

Sie fragt ihn: „Und? … Wie haben sie geschlafen?“

Er ist ganz versunken in seinen Gedanken. Dass mit ihm gesprochen wurde, hat er gar nicht mitbekommen.

3 + 4

Langsam füllt sich der Tisch. Denn es erscheint das Ehepaar C. Eugen und Luise C. Sie haben jeder sein / ihr eigenes Zimmer. Das ist gut so, denn sie benötigt auch in der Nacht Pflege. Dann würde er immer wieder gestört.

Das ist möglich, wenn Einzelzimmer frei werden.

Normalerweise kommen neue Bewohner erst einmal in ein Doppelzimmer.

„Und? … Wie haben sie geschlafen?“, begrüßt sie Fr. Y.

„Ach, ich konnte überhaupt nicht schlafen“ , stöhnte Luise.

„Geschlafen? Was ist das?“ , fragte Eugen theatralisch und rollte mit den Augen.

Jetzt wurde auch Herr Ü. wach: „Ich schlafe seit Jahren überhaupt nicht.“

„Überhaupt nicht?“ , Fr. Y. war sprachlos. Das kam nur sehr selten bei ihr vor.

„Auch kein Mittagsschlaf?“ , hakte Luise nach. Ihr Mittagsschläfchen war ihr heilig

Auf diese Art ging es während des ganzen Frühstücks weiter.

Als ich diese Art von Gespräch das erste mal hörte, dachte ich mir nichts dabei.

Doch im Laufe meines Lebens hier im Altenheim (und das sind mittlerweile 9 Jahre!) hörte ich es immer wieder.

Artikel frei zugängig bei der Stiftung Warentest: >>>

Kommunikation bei Demenz
Wie Gespräche mit Demenz­erkrankten gelingen

Hitze und MS verträgt sich nicht

Bild von Alexa auf Pixabay 

Schon seit Wochen ist es sehr heiß in ganz Deutschland.

Den Bauern vertrocknen die Pflanzen. Wenn es überhaupt ein Ernte geben wird, dann wird sie außergewöhnlich gering sein. Wenn überhaupt, dann werden die Früchte klein und trocken sein.

Der Boden ist so trocken, dass er aussieht wie in Afrika.

Nicht nur die Natur leidet. Auch mich schafft die Hitze. In Krefeld ist das meist kombiniert mit Schwüle. Da sind wir dann schnell beim Klima des Affenhauses im Zoo.

Das ist der Grund, warum ich mich hier so lange nicht gemeldet habe. Ich war einfach total lethargisch.

Seit gestern ist es etwas kühler geworden. Ich lebe langsam wieder auf!

Hoffentlich bleibt es so. Doch wir haben Ende August… 🙄

Veranstaltungen im August 2022

Veranstaltungen August 2022 im Gerhard Tersteegen Haus, Krefeld

Hr. OX schreibt über seine Zeit als Messdiener – Fortsetzung (07)

„Herr Ox nach den Aufzeichnungen von H. Naebers“

Das sind die letzten Aufzeichnungen von Aktivitäten in der Kirche. Aber die Aufzeichnungen gehen demnächst noch weiter. Keine Sorge!

Veranstaltungen Juli 2022

Hier sind die geplanten Veranstaltungen im Monat Juli des laufenden Jahres 2022. Für andere Beiträge wo ich viel schreiben (und denken muss) bin ich zu geschafft. Die Hitze setzt mir sehr zu.

Beim Frühstück

Die Hauswirtschafterin schiebt den Rollwagen von Tisch zu Tisch und fragt nach den Wünschen der Bewohner. Ihr Ton ist rau aber herzlich. Für „ihre“ Bewohner tut sie alles ihr mögliche.

„Schließlich gehört euch alles hier. Ihr seid meine Arbeitgeber“, sagt sie voller Überzeugung.

Sie geht zum nächsten Tisch und kümmert sich um die gerade eingetroffenen Bewohner:
„Guten Morgen! Wat wollter haben?“

„Haben Sie Brötchen?“, fragt Fr. V.

„Und wat da drauf?“

„Oder ein Stütchen (Milchbrötchen)… haben sie vielleicht auch Stütchen?“, Fr. V. konnte sich nicht recht entscheiden.

Da war sie bei der Hauswirtschafterin an die falsche geraten: „Ja wat denn nu?“
„Dann nehme ich doch eine Scheibe Körnerbrot“, sagte Fr. V. wie aus der Pistole geschossen.
‚Na also, geht doch‘, murmelte die Hauswirtschafterin ganz leise.

Am nächsten Tisch überforderte sie die Bewohner scheinbar, als sie die drei Sorten Brotbelag anbot: „Wollter Marmelade, Käse oder Aufschnitt?“

Antwort: „Ja.“

„Also watennu?“

„Na Salami!“, kam die überraschte Antwort.

So oder so ähnlich ging es von Tisch zu Tisch weiter.