In der Weihnachtsbäckerei

Ein wunderschöner Brauch zu Weihnachten ist das Backen und Verzieren von Plätzchen.

Die beiden Damen vom Sozialen Dienst meines Wohnbereichs luden die Bewohner zum Plätzchenbacken ein. Sie hatten den Teig zuhause schon angerührt. Sie brachten den Teig, Ausstechförmchen, Puderzucker, Zitrone, Eier und Mehl mit. Zum Verzieren gab es eine große Auswahl an bunten Zuckerstreuseln und Kuvertüre. Außerdem zauberten sie einen kleinen Teigwolf, ein Nudelholz und Backpapier aus den Untiefen mehrerer Taschen hervor.

Die Tische des kleinen Speisesaals waren zu einer langen Tafel zusammengeschoben. Es dauerte nicht lange, da war der Tisch umringt von Bewohnern in Backlaune.

Dann wurde eifrig Teig geknetet, ausgerollt, ausgestochen und verziert. Zur Weihnachtsbäckerei waren nicht nur Damen sondern auch Herren tatkräftig am Werk.

Recht flink wurden die ersten Bleche von Frau Y in den Ofen geschoben. Ein herrlicher Duft breitete sich aus. Dann durften wir auch schon kosten. Mmh, es roch nicht nur lecker. Es schmeckte auch wunderbar nach Weihnachten!

Corona ist zurück

Leider spüren auch wir im GTH, dass es stimmt was viele Wissenschaftler befürchtet haben. Wenn es kälter wird, kommt auch Corona zurück.

Auf vielen Wohnbereichen gibt es betroffene Bewohner.

Daher werden wir wieder jeden Morgen per Mund- oder Nasenabstrich geprüft.

Wir essen auf den Zimmern denn der große Speisesaal unten bleibt geschlossen.

Zum Glück habe ich ein sehr schönes Zimmer. Es bietet mir einen weiten Blick nach draußen.
Da kann mich meine Platzangst nicht ärgern. Die Sonne scheint hinein. Der Tag beginnt für mich freundlich.

Außerdem habe ich meinen Computer mit dem ich wunderbar meine Zeit verbringen kann. Also weiß ich sinnvoll meine Zeit zu verbringen.

Soviel also von der Front.🏳️‍🌈 

FORM KULTUR

Endlich wieder ein Kreativangebot! Wegen Corona fallen die ganzen Angebote, die uns sonst den Alltag unterbrachen aus.

Zwei Designerinnen von Form Kultur kamen mit der mobilen Druckwerkstatt „Huhu 🙂 “ zu uns ins Gerhard Tersteegen Haus. Sie gaben uns Bewohnern die Gelegenheit, selbständig oder mit Hilfe, Grußkarten zu gestalten.

Dazu hatten sie blanke Karten, schwarze Tintenkissen, diverse einfache Stempel und Farbstifte mitgebracht. Damit konnten wir Grußkarten herstellen, die wir entweder behalten oder spenden konnten als Grußkarten für Menschen, die einsam sind und sich umso mehr über liebe Post freuen.

Die Bewohner waren eifrig bei der Sache. Stolz präsentierten sie am Ende ihr Werk. (Wir haben die Zustimmung der einzelnen, die Bilder mit ihnen unmaskiert im Blog zu zeigen.)

Langsam trudeln sie alle wieder ein

Ich saß vor ein paar Tagen plötzlich ganz allein an meinem Tisch im Speisesaal.

Ganz ungewöhnlich kam ich morgens als erste an den Tisch unten. Normalerweise ist Bewohner 1 IMMER der erste. Er ist oft sogar schon dort, wenn es noch dunkel ist. Aber an diesem Tag war ich mit meinem Frühstück schon fast fertig, als er erschien.

Er sah ganz krank, eingefallen und grau aus. Er wirkte gealtert, sodass ich mir richtig Sorgen machte. Außerdem hustete er ganz schrecklich.

Dann musste er für 1 – 2 Tage das Bett hüten. Als er wieder nach unten kam, sah er VIEL besser aus! Allerdings erzählte er merkwürdige Sachen die Nachts (wohl in seinen Fieberträumen) geschehen seien.

Da ich an einem Tisch mit Bewohnern im Alter von 90+ sitze, bin ich mir darüber bewusst, dass ich sie alle überleben werde.

Wenn sie mich dann einer nach dem anderen innerhalb kürzester Zeit verlassen und man hört, Bewohner 2 ist im Krankenhaus. Einige Tage danach hieß es Bewohner 3 sei jetzt auch im Krankenhaus.

Doch nun trudelt meine Tischfamilie Bewohner für Bewohner wieder ein. Ich freue mich darüber.

Es ist wie in einer „normalen“ Familie. Man kann nicht MIT ihnen aber auch nicht OHNE sie.

Hr. OX schreibt über seine Zeit als Messdiener – Fortsetzung (07)

„Herr Ox nach den Aufzeichnungen von H. Naebers“

Das sind die letzten Aufzeichnungen von Aktivitäten in der Kirche. Aber die Aufzeichnungen gehen demnächst noch weiter. Keine Sorge!

Beim Frühstück

Die Hauswirtschafterin schiebt den Rollwagen von Tisch zu Tisch und fragt nach den Wünschen der Bewohner. Ihr Ton ist rau aber herzlich. Für „ihre“ Bewohner tut sie alles ihr mögliche.

„Schließlich gehört euch alles hier. Ihr seid meine Arbeitgeber“, sagt sie voller Überzeugung.

Sie geht zum nächsten Tisch und kümmert sich um die gerade eingetroffenen Bewohner:
„Guten Morgen! Wat wollter haben?“

„Haben Sie Brötchen?“, fragt Fr. V.

„Und wat da drauf?“

„Oder ein Stütchen (Milchbrötchen)… haben sie vielleicht auch Stütchen?“, Fr. V. konnte sich nicht recht entscheiden.

Da war sie bei der Hauswirtschafterin an die falsche geraten: „Ja wat denn nu?“
„Dann nehme ich doch eine Scheibe Körnerbrot“, sagte Fr. V. wie aus der Pistole geschossen.
‚Na also, geht doch‘, murmelte die Hauswirtschafterin ganz leise.

Am nächsten Tisch überforderte sie die Bewohner scheinbar, als sie die drei Sorten Brotbelag anbot: „Wollter Marmelade, Käse oder Aufschnitt?“

Antwort: „Ja.“

„Also watennu?“

„Na Salami!“, kam die überraschte Antwort.

So oder so ähnlich ging es von Tisch zu Tisch weiter.

Gedenkfeier für verstorbene Bewohner

Zum ersten mal seit Corona konnten wir endlich wieder eine Gedenkfeier abhalten.

Da mein Vater auch in der Zeit (19.03.2022) starb, ging ich aus ganz persönlichen Gründen zu der Veranstaltung. Ich konnte ihm noch einmal gedenken. Er wurde zwar nicht aufgerufen denn er war ja kein Bewohner des Gerhard Tersteegen Hauses war. Aber es war ein würdevoller Rahmen, um noch einmal an ihn zu denken.

Wir saßen in einem großen Kreis. Auf einer Kommode waren echte Kerzen aufgestellt. Sie warfen ein heimeliges Licht in den Raum.

Auf der Kommode waren außerdem viele Karten mit Blumenblühten aufgestellt. Ein Gesteck stand in der Mitte vor einem runden, mit Granulat bestreuten Edelstahl-Tablett.

Da hatten Fr. Faust und ihre Kolleginnen vom Sozialen Dienst eine wunderbare Atmosphäre geschaffen.

Nun wurden der Reihe nach die Verstorbenen der ersten 3 Monate des Jahres 2022 vorgelesen. Zu jedem wurden ein paar Worte gesagt, die diesen Menschen ausgezeichnet hatten. Auch Bewohner aus der Runde sagten zu manchen Bewohnern etwas.

Danach wurde für jeden Verstorbenen ein Teelicht angezündet und auf das runde Tablett gestellt.

Zum Schluss war das Tablett ganz voll. Es sah so schön aus!

Nun schaltete Fr. Faust die Musik an: „Time to Say Good Bye“

Andrea Bocelli, Sarah Brightman – Time To Say Goodbye (HD)

Wahl des neuen Bewohnerbeirats 2022

(c)Katrin-musikhai

Alle 2 Jahre wird ein neuer Bewohnerbeirat gewählt. Die Größe, gemessen an Bewohnerzahl der Einrichtung, bestimmt die Anzahl der Bewohner im Beirat. Das macht für unser Heim 5 Bewohner.

(c)Katrin-musikhai

Die Bewohner wählen in geheimer Wahl den neuen Beirat. Noch am selben Tag werden die Stimmen ausgezählt und das Ergebnis ausgehängt.

(c)Katrin-musikhai

2014 war ich schon einmal Mitglied im Bewohnerbeirat. Dieses Jahr habe ich mich nicht zur Wahl aufstellen lassen. Aber wer weiß, vielleicht mache ich das noch einmal. 2024 ist die nächste Wahl.

Unsere liebste Hauswirtschafterin verlässt uns

Die Bewohner des Gerhard Tersteegen Haus sind sehr traurig. Frau Z., Vertretung des Leiters der Hauswirtschaft verlässt uns. Sie war sehr beliebt bei den Bewohnern unten im Speisesaal. Sie hatte immer den Überblick, wusste von den Vorlieben der einzelnen Bewohner und versuchte immer sie zu erfüllen.

Sie hat eine neue Stelle als Leitung der Hauswirtschaft in einem anderen Heim gefunden. So wandert sie auf der Karriereleiter eine Sprosse höher.

An ihrem letzten Tag bei uns unten im großen Speisesaal überreichte ich im Namen aller Bewohner eine Karte

Abschied

Ich hatte sie besorgt und alle Bewohner, die im großen Speisesaal essen, unterschreiben lassen. Als kleines persönliches Geschenk hatte ich ihr einen Origami-Würfel gebastelt.

Ich hatte einen Kloß im Hals, Frau Z. auch. Ich werde sie sehr vermissen!

Alter schützt vor Torheit nicht

Die Wahrheit dieses alten Sprichworts ist heute gültiger denn je. Das zeigt sich auch bei uns im Alten- und Pflegeheim Gerhard Terstegen Haus in Krefeld.

Einige Bewohner verhielten sich auffällig unauffällig im großen Speisesaal, als sie von Tisch zu Tisch eilten. Stickum raunten sie sich flüsternd Heimlichkeiten zu.

Folgendes konnte ich verstehen:

A flüsternd zu B: „Worüber die sich wohl das Maul zerreißt? Ich glaube sie spricht über mich.“

B leise (oder was sie für leise hielt): „Ach… und ich dachte schon es geht um mich… „

C : „Sollte es um mich gehen… ich verstehe sowieso nichts. Das kann manchmal auch ein Segen sein.“

A und B blicken sich vielsagend an.

D kam freundlich lächelnd an der Gruppe vorbei. Sie hat ein freundliches Wesen. Sie grüßt jeden neu den Speisesaal betretenden mit einem lauten Halloooo und winkt ihm / ihr freundlich zu. Anfangs wurde gelacht. Aber jetzt fehlt etwas, wenn man nicht so begrüßt wird.

Wie man sieht sind wir Bewohner im Speisesaal einem gackerndem Hühnerstall gleich. Oder einer Schulklasse?