Endlich hatten wir wieder ein Konzert im Haus! Eigentlich sollte es ein Garten-Konzert werden. Aber seit Oktober finden alle Veranstaltunen wieder IM Haus statt. Gott sei Dank!
Reihum gefiel den Bewohnern die Musik sehr gut. Leider ging sie auch über Verstärker. Dadurch war sie den meisten viel zu laut. Auch vielen Senioren. Ich konnte wenigstens mit dem E-Rolli ganz ans hintere Ende des Raums flüchten. Da war es auzuhalten.
Doch nach 15 bis 20 Minuten hatte mich das ganze dermaßen geschlaucht, dass ich den Rückzug antrat.
Nach zwei Jahren Corona-Pause, konnten wir wieder Fr. Krystyna Dombik mit ihrer Harfe bei uns begrüßen.
Ganz verzückt lauschten wir den verträumten, verzaubernden Klängen.
Sie wirken sehr beruhigend.
So war der kleine Speisesaal voller Bewohner auch erst voller Erwartung.
„Kommt da gleich jemand?“
„Wann kommt denn endlich jemand?“
„Ich muss aufpassen! Meine Mutter kommt doch gleich“ , sagte eine ~70järige Bewohnerin mit einem Teddy im Arm.
Es wurde unruhig. Diese Dame war gar nicht von unserem Wohnbereich. Sie musste vom „Beschützter Wohnbereich“ einer anderen Etage ausgebüxt sein. Dort wohnen stark demente Bewohner.
Es ist jedoch keine geschlossene Abteilung. Die Bewohner können kommen und gehen, wie sie möchten (was aber selten einer von ihnen möchte oder kann).
Wenn sie noch Fußgänger sind, muss das Personal ganz besonders auf sie aufpassen.
Es gibt jedoch auch Bewohner dieses Bereichs mit großem Bewegungsbedarf, die aber immer wieder zurück kommen. Dann passt auch der Pförtner auf wer geht und kommt und sagt das der Pflege von diesem Bereich.
Das Konzert hat mir sehr gefallen. Auf mich wirkt diese unaufgeregte Musik sehr beruhigend. Ich bin immer sehr unruhig, fahrig, angespannt. Doch diese Musik entspannte mich.
Der Hobby-Musiker Ralf Küntges kam mit seiner Gitarre ins Gerhard Tersteegen Haus. Er setzte sich in den großen Speisesaal und erfreute uns mit seiner Musik. Er spielte und sang zu Lieder(n) der 70-er, 80-er Jahre. Somit Lieder die auch mir gefielen. Sein Programm ist sehr weit gefächert. So sang er auch das ein oder andere Lied vor oder nach dieser Zeit.
Leider war die Musikanlage ziemlich übersteuert. Es sollte wohl nur lauter sein damit die Senioren die Musik besser hören. Aber bei den höheren Tönen war es nur noch schrill. Da hielt sich sogar die 93-jährige Seniorin vor mir die Ohren zu!
Dieses Konzert fand bereits Anfang Oktober statt. Letztens stolperte ich über die Fotos, die ich damals gemacht habe. Das Konzert fand im Garten des Gerhard Tersteegen Haus statt. Das war noch damals, als wir nur Garten- bzw. Straßenkonzerte hatten wegen Kontaktbeschränkung.
Sänger des Chors des Theaters Krefeld-Mönchengladbach gaben erneut ein wunderbares Konzert.
Hier meine Fotos von damals:
Es waren diesmal mehr Sänger, die bei uns auftreten wollten. Daher sangen zwei verschiedene Gruppen.
Ich genoss die gute Leistung beider Gruppen. Wirklich eine schöne Abwechselung für uns Bewohner in der schwierigen Coronazeit.
Es ist schon ein kleines Bisschen her, dass wir diesen Auftritt mit Hr. Tillmanns sehen und hören konnten. An dem Tag war es Gott-sei-Dank sogar trocken. Es regnete nicht!
Hr. Tillmanns ist ein talentierter Musiker mit großer Empathie auch gegenüber Senioren. Er hatte sich verkleidet als Wandersmann aus Tirol. Einige der Lieder, die er spielte und mitsang kamen aus dieser Gegend. Die Liedtexte schickten uns auf einen Ausflug nach Österreich.
Fensterkonzert mit Hr. Tillmanns vor dem Gerhard Tersteegen Haus Krefeld
Das ist das Lieblingslied von Herrn Z. Wenn ich das Lied anstimme, wird er langsam lebendig. Heute Morgen saß er ganz in sich versunken. Er rieb die Hände aneinander. Ihm war kalt. Er sah ganz erbärmlich aus.
„Guten Morgen, Herr Z.“, er sah mich an. Ein kleines Lächeln ließ sein starres Gesicht lockerer werden.
„Was ist los?“, fragte ich.
„Mir ist kalt“, antwortete er.
„Nun, da hilft nur eins. Wir werden uns warm singen!“, meinte ich.
„Aber was denn?“, fragte er müde.
„Junge, komm bald wieder…“, stimmte ich ein.
Er wurde langsam wach. Sein Gesicht entspannte sich. „komm, bald wieder nach Haus“, erst ganz leise, doch er wurde wacher und dann auch lauter, sang er glücklich mit.
Er kennt den ganzen Text!
Er sang glücklich den ganzen Song.
JUNGE KOMM BALD WIEDER SONGTEXT
„Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich Denk auch an morgen, denk auch an mich
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Wohin die Seefahrt mich im Leben trieb Ich weiß noch heute, was mir Mutter schrieb In jedem Hafen kam ein Brief an Bord Und immer schrieb sie: „Bleib nicht solange fort“
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Ich weiß noch, wie die erste Fahrt verlief Ich schlich mich heimlich fort, als Mutter schlief Als sie erwachte war ich auf dem Meer Im ersten Brief stand: „Komm doch bald wieder her“
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich Denk auch an morgen, denk auch an mich
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus.“
Musik vermag die Leute zu berühren, zu beruhigen, egal wie weit weg sie vorher schienen.
Es gibt eine interessante Homepage zu dem Thema: Musik und Demenz