Die Süddeutsche Zeitung hat einen Podcast über Demenz mit interessanten Stimmen zum Thema gemacht: Ehefrau eines Mannes, der mit Mitte 70 an Demenz erkrankt | Wissenschaftler | Redakteur der SZ
Es ist sehr interessant. Es lohnt sich die 38 Minuten Podcast ganz zu hören.
Viele Bewohner sind mehr oder weniger dement. Aber beim Gespräch über den Beruf, den sie früher ausgeübt haben, erwachen sie aus ihrem Dornröschenschlaf.
Frau Z war niemals verheiratet. Der etwaige Bräutigam war der Mutter nie gut genug. So waren Frau Z und ihre Schwester nie vermählt.
Der Bruder schon. Er schenkte der Mutter drei Enkelkinder. Das sind die heißgeliebten Neffen der Schwestern. Diese Neffen besuchen ihre Tante Frau Z treu einmal wöchentlich hier im Gerhard Tersteegen Haus in Krefeld. Die Neffen selber wohnen in den Niederlanden.
Ach, ich komme von X nach U. Für heute soll es das gewesen sein. Es ist eben auch für mich eine interessante Geschichte.
Durch die Zimmertür, die fest schließt und viele Geräusche schluckt, hörte ich eine weinerliche kindliche Stimme. Mit ihr war eine “normale” Stimme.
Das zog sich eine ganze Weile hin. Da drängte es mich, doch mal nachzuschauen. Warum schlichen die beiden draußen so lange herum? Ganz normal war das nicht.
Als ich auf den Flur kam, hörte ich die beiden, sah jedoch niemanden. Ich folgte den Stimmen. Schnell fand ich das Paar. Es war eine völlig überforderte Dame. Die zweite Dame hatte hüftlanges, graues, zerzaustes Haar. Sie redete etwas Unverständliches, Trauriges vor sich her. Sie wirkte sehr bedrückt.
Mittlerweile habe ich ähnliches schon viele Male gesehen. Ich hatte auch gesehen, wie die Pfleger in solchen Momenten mit den verwirrten Bewohnern umgehen.
Ich rollte mit meinem Rolli ganz nah an die unglückliche Dame heran. Ich nahm ihre Hände in meine und fragte: “Was ist denn los?”
Sie stammelte wirr und traurig: “Wo ist meine Mami… sie wollte doch kommen…wo…?” Sie schluchzte herzerweichend.
Ich meinte ganz entschlossen: “Dann müssen wir nur zu dir nach Hause gehen! Vielleicht ist sie ja schon da und wartet auf dich.”
Sie wisse aber nicht, wo das sei, schluchzte sie jämmerlich. “Ich schon” , sagte ich ganz resolut, “Wir müssen nur mit dem Aufzug eine Etage nach unten fahren.”
“Ich fahre nicht mit dem Aufzug. Besser Treppe. Komm… ” , zog sie mich Richtung Treppenhaus.
“Ich kann aber nicht Treppen gehen. Ich sitze doch im Rollstuhl!”
Wir drehten noch eine kleine Runde im Treppenhaus. Schließlich kamen wir wieder am Aufzug vorbei. Ich drückte einfach auf den Knopf, den Aufzug zu holen. Kurze Zeit darauf war er schon da. Er war leer. Innen auf allen Seiten mit Spiegeln ausgestattet, kam er mir vor wie ein Schlosssaal.
“Darf ich ins Schloss bitten, Gnädigste?” , bot ich ihr meinen angewinkelten Arm an.
Sie war einfach überrumpelt und ging mit! Nach kürzester Zeit hatten wir ihren Wohnbereich erreicht. Ein Pfleger nahm sie mir ab.
Das ist das Lieblingslied von Herrn Z. Wenn ich das Lied anstimme, wird er langsam lebendig. Heute Morgen saß er ganz in sich versunken. Er rieb die Hände aneinander. Ihm war kalt. Er sah ganz erbärmlich aus.
“Guten Morgen, Herr Z.”, er sah mich an. Ein kleines Lächeln ließ sein starres Gesicht lockerer werden.
“Was ist los?”, fragte ich.
“Mir ist kalt”, antwortete er.
“Nun, da hilft nur eins. Wir werden uns warm singen!”, meinte ich.
“Aber was denn?”, fragte er müde.
“Junge, komm bald wieder…”, stimmte ich ein.
Er wurde langsam wach. Sein Gesicht entspannte sich. “komm, bald wieder nach Haus”, erst ganz leise, doch er wurde wacher und dann auch lauter, sang er glücklich mit.
Er kennt den ganzen Text!
Er sang glücklich den ganzen Song.
JUNGE KOMM BALD WIEDER SONGTEXT
“Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich Denk auch an morgen, denk auch an mich
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Wohin die Seefahrt mich im Leben trieb Ich weiß noch heute, was mir Mutter schrieb In jedem Hafen kam ein Brief an Bord Und immer schrieb sie: “Bleib nicht solange fort”
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Ich weiß noch, wie die erste Fahrt verlief Ich schlich mich heimlich fort, als Mutter schlief Als sie erwachte war ich auf dem Meer Im ersten Brief stand: “Komm doch bald wieder her”
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus
Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich Denk auch an morgen, denk auch an mich
Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus.”
Musik vermag die Leute zu berühren, zu beruhigen, egal wie weit weg sie vorher schienen.
Es gibt eine interessante Homepage zu dem Thema: Musik und Demenz
Die Demenz von älteren Menschen ist oft eine schwere Belastung – vorallem für das Umfeld der Betroffenen. Viele von Ihnen werden krank und leiden unter Depressionen.
Das Beobachten und Bewerten von Verhaltensweisen, die womöglich auf Schmerzen hindeuten, ist oftmals schwierig. Vor allem zu Beginn bedarf es ein wenig Übung, um Sicherheit im Umgang mit der Schmerzbewertung zu erlangen.
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