Kartoffeln pflanzt man nicht

… die setzt man!“ sagte resolut Frau X.

Herr Y saß ihr gegenüber, blickte Löcher in die Luft ..ooO(ei-die-dei-..sie weiß immer alles besser … das NERVT!“

Er antwortete dann: „Da kann man anderer Meinung drüber sein.“

Ihre Replik kam sofort: „Kann man nicht!“

Seine genervte Antwort drückte er mit Augenrollen aus: „Warum nicht?“

Sie antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Weil ich vom Lande komme. Wir hatten einen Hof, einen Bauernhof.“

Mit fassungslosem Blick fragte er: „Wie sagt man denn dann?“

Sie lehnte sich siegesbewusst zurück: „Wie gesagt, Kartoffeln setzt man!“

Er gab auf.

Senioren sind kompliziert

Oder sollte ich besser sagen „eigensinnig“? Oder „starrköpfig“. Oder „anspruchsvoll“.

Wahrscheinlich gilt alles, je nach Bewohner.

Mein Tischnachbar hat es da nicht so einfach wie die meisten anderen. Denn ich gebe Kontra.

Er: „Heute hat man mir um 4:00 Uhr nachts die Strümpfe angezogen!“

Ich: „Aber Sie möchten das doch immer zeitig, damit Sie früh zum Frühstück unten sein können.“

Er: „Ja, aber doch nicht um 4:00 Uhr!“

Ich: „Na ja, Sie sagen immer, dass Sie sowieso nicht viel schlafen können. Sie würden nachts immer viel wach im Bett liegen und auf den Morgen warten.“

Er: „Na DANN konnte ich nicht mehr schlafen!“

Ich: „Nun, es heißt immer, dass man im Alter weniger Schlaf braucht. Sie gehen einfach immer viel zu früh ins Bett. Wenn Sie um 8 Uhr ins Bett gehen, dann sind Sie um 4 Uhr eigentlich ausgeschlafen.“

Er: „Ich kann ja nicht sofort einschlafen!“

Ich: „Warum gehen Sie dann so früh ins Bett?“

Er: „Was soll ich denn sonst tun?“

Ich: „Etwas lesen, fernsehen, einen Brief schreiben, notieren was Sie alles in Ihrem langen Leben erlebt haben… „

Er: „Hmpf… Das habe ich NIE gemacht. Dafür hatte ich nie Zeit! Ich habe immer viel gearbeitet.“

Ich: „Es ist nie zu spät, etwas neues zu beginnen.“

Er: „Ja, ja… das sagen Sie so… in Ihrem Alter hätte ich das vielleicht getan… „

… … … <lange Pause> … … …

Ich: „Heute um 11:00 Uhr ist Gottesdienst. Etwas Abwechselung.“

Er: „Wo ist das denn?

Ich: „Na hier. Im Gerhard Tersteegen Haus.“

Er: „Hier im Haus? … Muss ich mal sehen, ob ich da hinkomme… „

Er war da!

Geplänkel unter Fachleuten

Frau X. und Herr Y. sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Jeder an der kurzen Seite. So wird der empfohlene Corona-Abstand eingehalten.

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Bild von Katrin-musikhai

Samstagabend saßen sie wieder an ihrem Tisch und ich überhörte folgenden Wortwechsel.

Er: „Und? Gestern Abend Fußball gesehen?“

Sie: „Aber sischer!“

Er: „Klar, das erste Bundesligaspiel der Rückrunde und dann gleich mit Gladbach.“

Sie: „Gegen die Bayern.“

Er: „Das war Pflicht für mich als Gladbach-Fan.“

Sie: „So isses. Da musste ich gucken.“

Er: „Wieso? Biste denn auch ein Fan der Fohlen?“

Sie: „Ich war soga öfters mal im Stadion.“

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Er: „Ich auch.“

Sie: „Hier… am Bökelberg… das war noch ein Stadion mit Atmosphäre. Die Krefelder Grotenburg kannse vergessen! Da war ich zweimal. Das hat gereicht!“

Er: „Es geht doch nichts über ein gutes Spiel der Fohlenelf!“

Die beiden schweigen. Jeder geht seinen Gedanken nach.

Er: „2:1 gewinnt Gladbach. Wer hätte das gedacht.“

Er schüttelt noch immer den Kopf.

Ist der Mundschutz ein Problem?

So lautete ein Beitrag der Juni-Ausgabe von altenpflege-online.net. Dort wurden verschiedene in der Pflege Tätige und eine Bewohnerin zu ihren Meinungen zum Mund-Nasen-Schutz gefragt.

Ich gebe zu dass sich meine Meinung dazu geändert hat. Dass es einen großen Einfluss auf die Ausbreitung des Virus hat, konnte man ja sehen, als Länder, die nicht so strikt darauf achteten, wie die USA oder Großbrittanien, beides Länder die wissenschaftlich und medizinisch zu den weltweit führenden Ländern zählen. Jetzt gehören sie zu den Ländern mit der Größten Anzahl Covid-19-Erkrankten und daran Verstorbenen Menschen.

Damit man lesen kann, was auf der Doppelseite von altenpflege-online.net steht bitte <strg> gedrückt halten und dann <+ > mehrmals drücken, bis die Schrift so groß wird wie man es braucht.

Heute total mies drauf

  1. Ich gerate mit der Pflegerin aneinander.
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    Ich schreie sie an.
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    Sie meint, das müsse sie nicht mit sich machen lassen!
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    Ich sage ihr, sie schreie mich ja auch an.
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    Tue sie nicht. Sie habe halt ein lautes Organ.
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    Muss man wohl haben im Altenheim mit schlecht hörenden Senioren. Fällt mir bei anderen ja auch auf.
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  2. Wenn ich wütend werde, heule ich. Ich bin eine richtige Heulboje. Das wiederum macht mich wütend auf mich selber.
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  3. Wenn ich zur Toilette muss, muss ich klingeln, damit man mir auf den Toiletten-Stuhl hilft. Oft kommt die Hilfe nicht  besonders schnell. Dann geht es daneben, trotz Vorlage. Einmal habe ich so an einem Tag drei Hosen geschafft. Immerhin wird für das Waschen im Heim gesorgt. Aber es kratzt so sehr an meinem Selbstwertgefühl.
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  4. Von einer selbstständig lebenden Frau in eigener Mietwohnung, selbst Autofahrerin, landete ich also in einem Alten- und Pflegeheim.
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    Auch das kratzt sehr an meinem Selbstwertgefühl.
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  5. Aus lauter Wut und Selbsthass rase ich raus, suche einen Platz im Schatten um weiter in  meinem E-Book zu lesen.
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    Dann auf dem Rückweg passiert es. Der Kindle™ rutscht mir vom Schoß… und rutscht mit dem Display über Sand.
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    Selbst Schuld!
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    Geheult habe ich trotzdem. Heulboje halt.

Manchmal…

Eine schwere Decke der Unlust lag im Raum.

Alle Gespräche waren erloschen.

Still und zusammengesunken saßen einige Bewohnerinnen, eine jede für sich an einem anderen Tisch und starrten müde vor sich hin.

Ich blieb vor Frau X. stehen und sagte laut: „Hallo Frau X. , na? Wie geht es Ihnen?“

Das graue, wuschelige Wollknäuel richtete sich langsam auf. Frau X.’s zerknautschte Gesicht erschien.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

„Ach….. manchmal frage ich mich… warum?… Warum bin ich hier?… Wo bin ich hier überhaupt ? Ich habe einfach keine… *seufz* … keine Lust mehr“, meinte sie.

Warum? Weil Ihnen hier geholfen wird!  Wo? Im Gerhard Tersteegen Haus.  Keine Lust? Es ist doch ganz schön hier! Die Zimmer sind groß und man kann sie sich ganz schön machen. Ein jeder nach seinem Geschmack. Dann lässt es sich ganz wunderbar hier leben. Ich habe noch nie so ein schönes Zimmer / solch eine schöne Wohnung gehabt. Der schöne Garten lässt uns selbst in Corona-Zeiten an die frische Luft gehen. Wir werden prima gepflegt. Es wird für einen gekocht und gewaschen… es gibt heute Spargel!“ , ein bisschen überzeugte ich auch mich selbst.

„Ich mag eigentlich keinen Spargel“ , sagte unser Häufchen Elend.

Frau X. machte es mir nicht leicht. “ Gericht 2 ist bestimmt auch lecker.“

Jetzt schenkte Frau X. mir ein kleines Lächeln. Ich lächelte zurück.

Tag 03 des Corona-Shutdown – Das Wetter meint es immer noch gut mit uns

Auch dieser Tag war ein wunderschöner, sonniger Tag. Aber das soll sich in den nächsen Tagen ändern.

Daher waren heute auch mehr Bewohner und 2 Arbeiter im Garten.

Tag 02 des Corona-Shutdown – Morgens ist es am schönsten!

Auch heute war ich vormittags wieder im Garten. Es war wunderschön! Wieder traf ich die „üblichen Verdächtigen“. Die 3 Damen sind genau so gerne draußen. Ich darf sie euch heute vorstellen.

  1. die Sonnenanbeterin

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  2. die Schattenboxerin

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  3. La Donna è Mobile
    Frau Z. flitzt den ganzen Tag mit ihrem Rollator durch die Gegend. Da wir ja momentan das Heim nicht verlassen dürfen, dreht sie fleißig ihre Runden durch den Garten. Die Frau ist echt mobil!
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Prüfdienst der Privaten Krankenversicherung (PVK)

Regelmäßig wird das Gerhard Tersteegen Haus, so wie alle anderen zugelassenen Pflegeeinrichtungen vom PVK überprüft. Der PKV der privat Krankenversicherten übernimmt die gleichen Aufgaben wie der MDK der gesetzlich Krankenversicherten.

PVK bei Wikipedia.org

MDK bei Wikipedia.org

In den letzten 3 Tagen hatten wir den Prüfdienst der Privaten Krankenversicherung (PVK) im Haus. Zu den ganzen Punkten der Prüfung gehörte auch die Befragung von 9 ausgelosten Bewohnern.

Zu diesen ausgelosten Bewohnern gehörte auch ich. Ich wurde am ersten Tag gefragt, ob ich willens sei, mich am nächsten Tag von einem der Prüfer befragen zu lassen, wie zufrieden oder auch nicht ich mit dem Heim sei. Wir verabredeten einen Termin am nächsten Morgen.

Zu dem Interview erschien dann der Prüfer. Er wurde vom Wohnbereichsleiter zu meinem Zimmer gebracht. Ich durfte entscheiden, ob er bleiben könne oder ob ich lieber allein mit dem Prüfer dessen Fragen beantworten wolle. Ich hatte nichts zu verbergen, sagte also, er könne bleiben.

Es folgte ein sehr angenehmes Gespräch, in dem ich positiv über das GTH und meine bereits 6 ½ Jahre als Mieterin im Heim berichtete. Meine Unzufriedenheit von Zeit zu Zeit habe eher mit meinem Hadern mit meinem Leben als Behinderte zu tun. Der Wechsel von einem autarken, freien, selbstbestimmten Leben zum Leben in Abhängigkeit von anderen mache mir immer noch schwer zu schaffen.

Mandalas

Gestern sprach ich den Bewohner, der die Mandlas koloriert beim Frühstück an. Ich bat darum, dass er sie mir zeige. Ich erzählte von meinem „Tagebuch über das Leben im GTH“, meinem Blog im Internet. Ich fragte ihn, ob ich seine Mandalas dort zeigen dürfe. Er war ganz stolz, strahlte über das ganze Gesicht!

Kurze Zeit darauf kam er an meinen Platz im Speisesaal und lud mich zu sich ein. Wenn ich wolle, könne ich gleich nach dem Frühstück mit ihm kommen.

So machten wir es. Hier ist meine Bilderausbeute: