Junge, komm bald wieder

Das ist das Lieblingslied von Herrn Z. Wenn ich das Lied anstimme, wird er langsam lebendig. Heute Morgen saß er ganz in sich versunken. Er rieb die Hände aneinander. Ihm war kalt. Er sah ganz erbärmlich aus.

„Guten Morgen, Herr Z.“, er sah mich an. Ein kleines Lächeln ließ sein starres Gesicht lockerer werden.

„Was ist los?“, fragte ich.

„Mir ist kalt“, antwortete er.

„Nun, da hilft nur eins. Wir werden uns warm singen!“, meinte ich.

„Aber was denn?“, fragte er müde.

„Junge, komm bald wieder…“, stimmte ich ein.

Er wurde langsam wach. Sein Gesicht entspannte sich. „komm, bald wieder nach Haus“, erst ganz leise, doch er wurde wacher und dann auch lauter, sang er glücklich mit.

Er kennt den ganzen Text!

Er sang glücklich den ganzen Song.

JUNGE KOMM BALD WIEDER SONGTEXT

„Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus
Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus

Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich
Denk auch an morgen, denk auch an mich

Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus
Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus

Wohin die Seefahrt mich im Leben trieb
Ich weiß noch heute, was mir Mutter schrieb
In jedem Hafen kam ein Brief an Bord
Und immer schrieb sie: „Bleib nicht solange fort“

Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus
Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus

Ich weiß noch, wie die erste Fahrt verlief
Ich schlich mich heimlich fort, als Mutter schlief
Als sie erwachte war ich auf dem Meer
Im ersten Brief stand: „Komm doch bald wieder her“

Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus
Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus

Ich mach mir Sorgen, Sorgen um dich
Denk auch an morgen, denk auch an mich

Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus
Junge, fahr nie wieder, nie wieder hinaus.“

Musik vermag die Leute zu berühren, zu beruhigen, egal wie weit weg sie vorher schienen.

Es gibt eine interessante Homepage zu dem Thema: Musik und Demenz

„Junge, komm bald wieder…“

10 Kommentare zu „Junge, komm bald wieder

  1. Hans Albers: Da lief letzte Woche in der ARD der Film „Die Liebe des Hans Albers“. Ich habe mich oft gefragt, warum gerade prominente Schauspieler wie Heinz Rühmann oder eben Hans Albers nicht beizeiten fortgegangen sind aus Nazi-Deutschland. Beide hatten jüdische Ehefrauen, bzw. Lebenspartnerinnen. Beide waren vielfach verbunden mit jüdischen Künstlern und Persönlichkeiten des Kulturlebens. War es die Sorge, im Ausland keinen Broterwerb finden zu können, war es Karrieregeilheit, war es die etwas naive Unterschätzung der Nazis, war es ein Weggucken oder auch ein Wegducken, ein Sich-Flüchten in den Privatraum? Der ARD-Film präsentiert im Dialog zwischen Hans Albers und seiner Lebensgefährtin, die nach Ende des Krieges nach Deutschland zurückgekehrt ist, seine Antwort auf diese Fragen. Lohnenswert!

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  2. Freddy Quinn, den habe ich noch kurz telefonisch kennengelernt. Ein Vormieter von mir war Journalist und in Kontakt mit vielen Künstlern. Netzwerken halt. Als er schon ca. 2 Monate ausgezogen und ich in der Wohnung eingezogen war, rief eines Tages Herr Quinn an, um wieder einmal einen Kontakt zu legen mit dem Journalisten. Ich dachte mir, der Mann verdient es, wie jeder normale Mensch behandelt zu werden und nicht einen „Oh, da ruft ein Promi an, ich bin so aufgeregt“-Gesprächspartner am Telefon zu haben. Also habe ich ganz normal ruhig reagiert und ihm den Umzug des Journalisten einfach mitgeteilt. Tja, und da merkte ich auf einmal an seiner Reaktion, dass er anscheinend sehr enttäuscht war, dass ich nicht wie ein „Oh, da ruft ein Promi an“-Mensch reagiert hatte. Zu der Zeit war wohl, wie ich später einmal zufällig im Radio mitbekam, sein künstlerischer Stern schon am sinken.
    Umso schöner ist es doch, dass dieser Stern für Herrn Z. nie sinken wird! 🙂

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