Spontaner Gesangsauftritt

Letztens erschien Herr Hübner vom Sozialen Dienst bei mir. Er war in Begleitung einer jungen Frau.

„Wir wollten eigentlich nur mal schauen, ob Sie da sind. Dies ist unsere Tochter Leonie. Sie wollte den Bewohnern auf Wohnbereich 4 vorsingen. Doch wenn Sie möchten, könnten wir auch hier eine spontane Gesangsprobe abgeben“, meinte er.

„Ach, singen Sie auch?“, fragte ich ihn.

„Ich bin nur die Begleitung. Normalerweise wird Leonie von meinem Shanty-Chor begleitet. Das sind 30 Männer. Ich bin aber heute der einzige vom Chor. Immerhin habe ich das entsprechende Outfit an“, lachte er. Er trug ein typisches blaues Hemd, ein rotes Halstuch und eine blaue Schirmmütze.

Neugierig folgte ich den beiden in den kleinen Speisesaal auf unserem WB. Dort saßen „die üblichen Verdächtigen“, Bewohner des WB, die fast immer dort sitzen. Nun kamen sie also in den Genuss eines spontanen Gesangsauftritts.

Wohl um das Eis zu brechen, begann Herr Hübner mit dem Gesang eines Shantys. Dann sagte er seine Tochter an, meinte zwinkernd sie könne viel besser singen, als er.

Leonie Hübner stellte sich mitten in den kleinen Speisesaal neben den Christbaum und begann in klarem Mezzosopran zu singen.

Im Saal wurde es ruhiger. Die Bewohner hörten tatsächlich zu bevor die ersten bald schon wieder tuschelten oder mitsangen. Es ist eben ein einzigartiges Erlebniss vor Dementen mit sehr geringer Aufmerksamkeitsspanne aufzutreten.

Oben auf WB 4 in der Fachabteilung für Bewohner im Wachkoma war es dann nachher noch einmal anders.

 

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