Zigaretten stopfen

Rauchen ist nicht nur teuer, sondern auch gesundheitsschädlich und macht sowohl körperlich als auch psychisch abhängig. Das sollten genug Gründe sein, um auf das Rauchen zu verzichten. Heute ist es tatsächlich so: die Zahl der Raucher geht zurück. Trotzdem gibt es immer noch Raucher, die “ihre Zigarette” brauchen.

Herr P. ist einer von ihnen. Damit er sein ganzes Taschengeld, das er Anfang des Monats bekommt, nicht vorzeitig ausgibt und am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig bleibt, werden ihm von der Sozialarbeiterin 15 Zigaretten pro Tag zugeteilt.

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“Ich komme mir vor wie eine Dealerin. Dabei rauche ich selber nicht und halte auch nichts davon!”, Frau Ky. guckt mich ganz unglücklich an. “Aber wir haben das im Team so besprochen. Denn sonst holt er sich Reste aus den Mülleimern”, sie seufzt, “und da weiß man nicht, was er sich da sonst noch so alles fängt.” Die Zigaretten selber stopfen ist günstiger, als fertige Zigaretten zu kaufen. Ein fürsorgliches Herz kann auch manchmal eine echte Last sein!

46 Kommentare zu „Zigaretten stopfen

    1. Ich habe ja 25 Jahre geraucht. Erst Kippen. Dann mehr Kippen. Dann…anderes Zeug. Insofern fällt meine Kritik an Rauchern sehr milde aus. Vor sechs Jahren dann Ende, von einem Tag zum anderen. Mit eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
      Aber wenn die das irgendwann auf der Straße verbieten wollen, fange ich auch wieder damit an! 😀

  1. Hat dies auf meinedrogenpolitik rebloggt und kommentierte:
    Der Kauf eines Vaporizers zum Hanfverdampfen stürzte mich, ich berichtete, in eine mittelschwere Identitätskrise. Hielt ich mich lange Zeit für den großen Kiffer, mußte ich auf einmal feststellen, daß ich nur ein gewöhnlicher Tabaksüchtiger mit etwas ausgefallenem Geschmack bin. Nach einigen Monaten ohne dieses schädliche Suchtmittel erschüttert mich diese Geschichte besonders, welche Katrin Musikhai, die unerschrockene Korrespondentin aus dem Altenheim berichtete:

  2. Weißt Du, ich bin ja schon froh, dass er seine tägliche Schachtel mit 15 Zigaretten bekommt. Ich kenne es so, dass den alten Menschen fünf pro Tag zugeteilt worden sind. Ich gehe davon aus, dass er nicht mehr zu den jüngsten gehört, der Herr. Lasst es ihm doch. Das Taschengeld ist doch schon wenig genug, dass ein alter Mensch in einem Heim für sich behalten kann und dass, obwohl er sein Lebenlang gearbeitet hat.

  3. Liebe Katrin, meine Meinung ist mal wieder kontrovers. Einem Raucher Zigaretten zu zuteilen, sie zu stopfen, drehen, kaufen, besorgen. Hat etwas mit Dealen zutun. Hat auch etwas mit abhängig halten zutun. Ein Raucher, wenn er süchtig ist, ist dem Alkoholiker gleichzusetzen. Beide können ihr Verhalten nicht steuern. Beide sind für die Allgemeinheit eine Belastung. Diese, sie nicht mehr erkennen. Ein Raucher im Heim gefährdet, ebenso seine Mitbewohner wie ein Alkoholiker. Einzelne Punkte muss ich nicht aufführen. Ich mag auch kein Pflegepersonal, deren Kleidung nach Tabak stinkt, oder mich dessen Alkoholfahne, anatmet.
    LG. Monika

    1. Rauchen ist hier nur außerhalb des
      Heims, also draußen, gestattet. Du kannst “einen alten Baum” nicht “umpflanzen”. Solange niemand unter der Sucht des anderen leidet, finde ich es OK, wenn man dem alten Herrn eine der nur noch wenigen Freuden auf seine letzten Tage gönnt.

  4. Als mittlerweile seit 7 Monaten Nichtraucherin (*immer noch mir selbst auf die Schulter klopf*), kann ich ihn gut verstehen. Diese Sucht ist ganz schwer zu bekämpfen und wenn es eines der wenigen Vergnügen ist, die er noch hat, lasst ihn!

  5. Das finde ich eine bemerkenswerte Tat von Frau Ky.! Die Lebensqualität von Herrn P. ist ein sehr wichtiges Kriterium. Ich selbst bin “militanter” Nichtraucher und begrüße die Entwicklung in den letzten Jahren. Aber es gibt hier in diesem Fall eben einen wichtigeren Grund, auch mal gegen die eigene Überzeugung zu handeln.
    Ein großes Lob für Frau Ky.!
    Lieben Gruß, Michael

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