Es gibt zwei neue Kategorien in meinem Blog: ‚Gastbeitrag‘ und ‚Bewohner des GTH schreiben von früher‘.
Es fängt heute damit an, dass ein Bewohner von der „Reichssegelflugschule Hummerich“ berichtet.
Zu meiner Verwunderung – aber auch großen Freude – stelle ich fest, dass der Begriff „Reichssegelflugschule Hummerich“ in manchen Kreisen noch immer lebendig ist.
Was ist nun das legendäre an dieser Schule? Das zu beschreiben ist nicht einfach, aber ich versuche es. Als ich in Kruft ankam und das erstemal vor dem Schulkomplex stand, war ich sehr beeindruckt. So etwas hatte ich bisher (und auch später) nicht gesehen:
Da war zunächst das normale, mehrstöckige Hauptgebäude, in dem die Dienststelle, Büros und Verwaltung untergebracht waren. Daran seitlich angebracht ein riiiiiiiiiesenlanger, 2-geschossiger Anbau. Im Erdgeschoss waren Kantine und Essraum, Schulungs-, Mannschafts- und Waschraum untergebracht. Im Obergeschoss wohnten die Lehrer und das übrige Personal. In einem großen Raum befanden sich mehrere, lange Tische. An diesen wurde das Fallschirmpacken geübt.
Hinter diesem Anbau befand sich eine ebenfalls große Halle. Sie diente als Hangar,
Werkstatt, und Räume für den Fahrzeugpark. ( Die LKWs wurde mit Holzgas angetrieben und hatten deshalb hinter der Fahrerkabine einen „Holzgasgenerator“
eingebaut, der öfter nachgefüllt und „gestocht“ werden musste. Der Gestank war widerlich. Beladen kamen die LKWs den Anstieg auf dem Wege zur Schule aber nicht hoch und eine Handvoll Flugschüler wurden zum schieben abkommandiert.)Nun aber das wesentlich: Das Flugfeld. Es war einzigartig. Der Hummerich mit seine 120m Höhe über Grund bot von Nord bis Süd in östlicher Richtung keine Flugmöglichkeit. Aber in westlicher einsame Spitze. Ein kilometerlanges, fast ebenes Landefeld ohne Hindernisse, nur Grasbewuchs. Nach Norden fast ebenes Gelände. Im Süden, bis auf den Taleinschnitt zum „Koret“, lag ein Höhenzug. Zu diesem Landefeld hin war der Anstieg es Hummerich zu unserem großen Glück ziemlich sanft. Der gesamte Flugbetrieb wurde nur mit Muskelkraft ausgeführt. Nix Winde zum Hochbringen. Nix aller Käfer zum Fallschirm und Maschinerückholung.
2 Gummiseile ( je 1000Fäden) und die Zugkraft von 5 bis 6 Flugschüler je Gummiseil brachten die Kisten in die Luft. Zurück ging es ebenfalls per Menschenkraft. Ein Kuller und 4 Schüler schleppten die Kisten zurück an den Startplatz. Im Laufschritt in der Ebene, denn wir wollten so oft wie möglich fliegen.
(Heute würde man das als Hochleistungssport bezeichnen.)
SG38 von Aeroklub Hoyerswerda e.V. (Flugplatz Nardt) [Copyrighted free use], via Wikimedia Commons
Geschult wurde überwiegend mit der SG 38, einige Mal mit Boot. Aber nur dann, wenn der Wind sehr kräftig war. Dann wurde der Flugbetrieb eingestellt und die beiden Fluglehrerinnen ( Barbara Birn 24, aus Berlin und Hildegard Kessel 28, aus Düsseldorf) stiegen in die Kisten und zeigten uns, wie man am Hangaufwind liegende Achten flog und dabei Höhe machte und das gekonnt.
Uns blieb die Spucke weg und „Die Weiber“ stiegen gewaltig in unserer Achtung.Ende Teil 1
©Bewohner1 (Name über Katrin-musikhai zu erfahren)
Spannend erzählt. Ja, damals musste beim Segelfliegen noch viel mehr „Handarbeit“ gemacht werden als heute.
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Man, war dass interessant! Super erzählt, bin schon auf Teil 2 gespannt!👏👍
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