Erlebnisreisen-Fahrdienst

Gestern hatte ich wieder einen Termin bei der Psychologin und brauchte den Behindertentransport-Fahrdienst, um zur Praxis zu kommen.

Alles war schon lange im Voraus organisiert. Der Fahrdienst war bestellt.

Morgens hatte ich noch einmal beim Fahrer über WhatsApp nachgefragt, wann er mich denn abholen komme. Er antwortete: “Früh. Schon um 15.30 Uhr.”

Sein eigener BTW war immer noch kaputt. Er war auf den Wagen eines Kollegen angewiesen und musste so seine Zeiten nicht nur mit den Kunden sondern auch mit dem Kollegen abstimmen. Aber immerhin konnte er seine Kunden fahren.

Der Termin war um 16.00 Uhr. Die Fahrt dauert 10 Minuten.

So musste ich also eine gute Viertelstunde im Wartezimmer der Psychologin warten. Aber besser, als zu spät dort zu erscheinen. Denn das ist Zeit, die mir dann verloren geht. Wichtige Zeit!

Nach 50-minütiger Sitzung war ich wieder im Wartezimmer. Die Zeit mit der Psychologin war gut, wichtig. Sie hatte es geschafft, mich aus meiner aggressiven, traurigen Stimmungslage heraus zu holen und mich zu beruhigen.

Ich wusste, dass ich wieder ein wenig warten musste, bis der Farer kam. Das hatte er mir auf der Hinfahrt schon gebeichtet. Ich rechnete mit 20 Minuten (das hatte er letze Woche gebraucht.)

Um 17.30 Uhr wurde ich sehr unruhig. Ich schickte eine WhatsApp: “Wo bist du?”

Als er dann um 17.55 Uhr noch nicht geantwortet hatte, rief ich seine geschäftliche Telefonnummer an. Ich wusste, dass das dann auch an sein Handy weitergeleitet wird. Nach mehrmaligem Läuten ging er dran.

“Wo bist du? Hast du mich vergessen???”

Ich war verzweifelt, konnte kaum noch im Rolli sitzen, fühlte mich mal wieder verlassen, ausgeliefert, abhängig von Anderen.

“Ach du Schei..!”, entfuhr es meinem Fahrer, “ich bin in einer Viertelstunde bei dir! … Und ja… ich hatte dich vergessen. Es tut mir Leid! … Ich bin mit meinem Privatwagen unterwegs…. Kannst du umsteigen? … dann käme ich mit dem Wagen sofort zu dir … ansonsten dauert es länger…”. Er klang ganz zerknirscht.

Richtig so! Vergessen! Unglaublich!!!

Als er dann kam, war es bereits fast 18.20 Uhr! 😡 Anderthalb Stunden hatte ich im Wartezimmer gesessen und gewartet! Insgesamt schon fast drei Stunden! Und der Aktiv-Rolli ist für so langes Sitzen nicht optimal! 😥

Immerhin hatte ich das Mitgefühl sämtlicher Angestellten der Praxis.

“Wie?! Sie sind immer noch hier? Wo bleibt denn Ihr Fahrer???”, fragte meine Therapeutin entsetzt, “Dann war unsere ganze Arbeit ja umsonst!!!”

Als der Fahrer dann endlich kam, fielen drei Damen der Praxis gleich über ihn her: “Da haben Sie aber was gut zu machen!!!”

“Das ist wohl wahr”, sagte er ganz zerknirscht und beeilte sich, mich mit meinem Rolli zu seinem Cabrio zu schieben.

Das ganze Geschehen wirkte sich recht unterschiedlich auf uns aus. Mir verlieh es – Gott sei Dank – Kräfte. Ich schaffte es, vom Rolli ins Cabrio zu plumpsen. 😉 Er wurde ganz konfus und brauchte eine Ewigkeit, meinen Rolli zu verstauen. 👿

Endlich konnten wir starten. Mittlerweile war es schon 18.30 Uhr.

“Tja, zu essen bekomme ich jetzt nichts mehr im Heim”, meinte ich.

“Ich denke, dann muss ich dich wohl zum Essen einladen”, meinte er, verschwitzt, an den Händen blutig verschrammt.

..ooO(Was hatte er bloß mit meinem Rolli gemacht???)

“Was möchtest du denn?”, fragte er, “Essen gehen? Oder was mitnehmen?”

Mir war schon fast der Appetit vergangen. Aber so leicht wollte ich ihn nicht davonkommen lassen. Ich überlegte, was auf dem Heimweg lag und was nicht mehr zu lange dauern würde. Immerhin schließt das Heim um 19.00 Uhr ab.

Da fiel mir McDonnald’s ein. Junk-Food! Jetzt genau das Richtige! Und es lag auf dem Weg.

Fast hätte mein Fahrer die richtige Abfahrt an der Ampel verpasst. Er war so was von “durch den Wind”. Doch dann näherten wir uns dem “Fast-Food-Tempel”.

“Möchtest du rein oder sollen wir uns was am Schalter holen?”, fragte er mich.

Wow! McDrive… das hatte ich noch nie erlebt… Schon stand meine Entscheidung fest.

Ich entschied mich für ein komplettes Menü, bestehend aus einer Sprite, einem Chicken-Burger deluxe und Pommes mit Mayo. 😀

Premiere!

Mit Erhalt der Speisen suchten wir uns einen guten Parkplatz und fingen an das Auto zuzumüllen und Hände, Gesicht und Kleidung mit Salz, Krümeln und Fett zu dekorieren. 😀

Mit einem Mal fiel der ganze Ärger und Stress von mir ab und ich ließ es mir schmecken! Und es schmeckte gut! Ich aß ALLES auf! 🙂

bei McDrive 1
bei McDrive 1
bei McDrive 2
bei McDrive 2
bei McDrive 3
bei McDrive 3

 

6 Kommentare zu „Erlebnisreisen-Fahrdienst

  1. man sieht es richtig wie es dir schmeckt – aber ohne dieses ganze Theater wäre es besser gewesen – aber es sind menschen und da passiert so was. Ich muss los – gleich kommt mein Fahrdienst zur Reha 🙂 (hoffe ich zumindest 🙂 )

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