
Der Nachteil, wenn die Multiple Sklerose einen schon so sehr beutelt, dass man Pflegestufe 2 und einen EDSS Wert von 7,5 bis 8 hat und man gezwungen ist, ein Pflegeheim seinen Wohnort zu nennen, ist, dass man nachts mehrmals den Nachdienst / die Nachtschwester herbei läuten muss, um auf die Toilette zu gelangen.
Bereits im Beitrag “Nachtwache” vom 20. Juni schrieb ich, dass sich die Nachtwachen um mehrere Wohnbereiche kümmern müssen. So muss sich “meine” Nachtwache um die Hälfte von WB2 und um den gesamten WB1 kümmern. Die zweite Hälfte von WB2 wird von der Nachtwache versorgt, die den ganzen WB3 versorgt.
Im WB1 befindet sich der Fachbereich Demenz. Dort sind fast ausschließlich demente Personen untergebracht. Dort ist die Tür zwischen WB und Treppenhaus auch geschlossen (nicht abgeschlossen). Doch eine geschlossene Tür stellt oft schon eine Barriere dar, dass die Bewohner nicht davonlaufen. Wegen des Davonlaufens erhalten die Bewohner auch ein Band, das Name des Bewohners und Name und Adresse des Heims enthält und das eine Alarmglocke zum Läuten bringt, wenn der Bewohner sich unerlaubt entfernt. So kann das Personal die Bewohner “im Auge” behalten.
Letzte Nacht musste ich mal wieder mehrmals klingeln. Das letzte Mal war um etwa fünf Uhr. Dann tat sich lange Zeit nichts. Ich wartete und lauschte. Nach einiger Zeit knipste ich das Licht an, weil ich meinte, etwas gehört zu haben. Was immer es war, die Nachtwache war es nicht. Ich war müde und schlaftrunken. Irgendwann muss ich dann trotz Licht und Blasendruck wieder eingeschlafen sein.
Dann gegen halb sechs kam die Nachtwache und ich wurde wieder wach. Die Pflegerin entschuldigte sich, dass es so lange gedauert hatte. Aber sie musste drei Bewohner davon abbringen, nach England zu reisen. 😀 Sie waren da sehr entschlossen. Die dementen Bewohner kennen keinen Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht. Raum und Zeit sind vage, unbestimmte Größen. Und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, kann es lange dauern, bis man sie davon ablenken kann.
Ich bewundere das Personal, mit welcher Geduld und Liebe sie auf die verwirrten Bewohner eingehen!
Videos in der Mediothek des Bayrischen Rundfunks zum Thema Alzheimer
Katrin, sei lieb gegrüsst aus MV! Ich lese immer wieder gern Deinen Blog. Dir gehen nie die Ideen aus und das ist soooo schööön…